Der richtige Zeitpunkt für eine Taufe ist immer.
Die Taufe eines Kindes zeigt das Staunen und die Dankbarkeit der Eltern über das neue Leben. Sie macht deutlich: Es ist nicht selbstverständlich, dass es dieses Kind gibt. Mit der Taufe sagt man: "Gott liebt dich bedingungslos. Du gehst nicht verloren. Du bist gesegnet."
Menschen sind ihr Leben lang auf der Suche nach einem Sinn, und manche finden Antworten auf ihre Lebensfragen im christlichen Glauben. Andere erleben Christ:innen, die ihren Glauben so ansteckend leben, dass sie selbst neugierig werden. All das führt dazu, dass auch Erwachsene sich taufen lassen.
Jugendliche erfahren Glauben und die christliche Gemeinschaft in einer Gruppe. Mit dem Ja zur Taufe und zur Konfirmation machen sie sich auf den Weg zu einem selbstbestimmten Leben im christlichen Glauben.
Für alle gilt: Jetzt ist der richtige Moment für die Taufe.
Sollte man ein Kind taufen oder ihm die Entscheidung selbst überlassen?
Die Kindertaufe ist vorherrschende Praxis in den großen christlichen Kirchen. Immer gibt es auch junge Menschen und Erwachsene, die um Aufnahme in die Gemeinden bitten und dann getauft werden. Aber grundsätzlich sprechen sich unter den Protestanten 88 Prozent für die Säuglings- oder Kleinkindertaufe aus. Etwa zwölf Prozent der Evangelischen befürworten eine Taufe der Kinder erst in einem Alter, in dem sie selbst entscheiden können. Zwei Meinungen aus unserem Kirchenkreis.
Ja, ich freue mich über kleines Kind im Taufgottesdienst, das manchmal lautstark die Taufe kommentiert. Ich freue mich über Eltern und Paten, die vor Gott und der Gemeinde versprechen, diesem Kind den Glauben an Jesus Christus nahezubringen.
Ich freue mich auch über Erwachsene, die sich etwa in unserer Osternacht taufen lassen – die nach eigenen Erfahrungen und Taufunterricht bewusst sagen: Jetzt ist es soweit, jetzt will ich getauft werden!
Aber mein Herz ist doch bei Kindertaufe. Hier zeigt sich am Beginn eines Lebens etwas Grundlegendes unseres Glaubens: Gott nimmt jeden Menschen voraussetzungslos an. Und so sage ich das dann: „Die Taufe zeigt den unendlichen Wert, den wir für Gott haben. Gott sagt ja zu uns, so wie wir sind. Und so taufen wir Kinder. Das ist gut. Denn Gottes Liebe zu uns hängt nicht von unserem Alter, unserer Einsicht, unserer Mühe und unserem Glauben ab.“
Auch im neuen Testament finden sich Hinweise, dass auch Kinder getauft wurden: Da gibt es die sogenannten „Hausformeln“ in der Apostelgeschichte, in denen es heißt: "Er/sie ließ sich taufen mit seinem ganzen Hause"
Taufe ist Zeichen der Begleitung Gottes am Beginn eines Weges hin zu ihm! Wie ein Wegzeichen, das Richtung und Ziel angibt.
Ja, ich bin beeindruckt, wenn ein erwachsener Mensch aus eigener Entscheidung heraus seinen Glauben bekennt und um die Taufe bittet. Aber wann habe ich genug Glauben, dass es für die Taufe reicht? Ich selbst bin manchmal doch näher am Ruf der aktuellen Jahreslosung: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Für mich ist Glaube nicht etwas, was ich irgendwann erreichen kann und dann fest in der Hand habe. Da gibt es dürre Zeiten, Zeiten der Suche, des Zweifelns, auch der Gleichgültigkeit. Und dann wird Glaube mir wieder neu geschenkt. Muss ich mich dann auch wieder neu taufen lassen? Wohl nicht. Schon Luther beschreibt dieses Dilemma:
Wer die Taufe so vom Glauben abhängig macht, der "muss sich kurzum so lange taufen lassen, bis er nimmermehr fallen oder ohne Glauben sein kann". Luther deckt hierdurch die heimliche „Werkerei“ auf, die hinter den Einwänden gegen die Kindertaufe steckt: Ich muss durch meinen Glauben die Taufe gültig machen. Damit ist der Mensch auf sich selbst und seine Glaubensleistung zurückgeworfen.
Wieder Luther: "Es ist ein völlig ander Ding, den Glauben haben und sich auf den Glauben verlassen und so sich darauf taufen lassen". Modern ausgedrückt: Die Taufe trägt den Glauben, aber nicht der Glaube die Taufe. Luther sagt: "An der Taufe fehlet nichts, am Glauben fehlt es immerdar!“
Ich lebe fröhlich und gewiss, denn vor vielen Jahren bin ich getauft worden, sicher ohne mein Zutun. Das braucht`s auch nicht, denn Gott hat Ja zu mir gesagt, und „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ (Jesaja 43,1) - diese großartige Zusage Gottes trägt mich. Gut, dass diese Zusage an den Anfang meines Lebens gestellt war. Das kann mir niemand nehmen. Und zu meiner Taufe habe ich bei der Konfirmation bewusst und frei „Ja“ sagen können.
Markus Herrbruck, Finsterwalde
Gemeindepfarrer
Eines vorab: ich bin nicht gegen die Kindertaufe! Ich möchte hier nur eine andere Sichtweise auf die Taufe darlegen.
Die ersten Christen kannten die Kindertaufe noch nicht. Diese Praxis hat sich erst viele Jahrzehnte später entwickelt und durchgesetzt. In der Bibel finden sich daher auch keine Anhaltspunkte für die Kindertaufe geschweige denn ein Auftrag, Kinder zu taufen. Karl Barth, einer der wichtigsten Theologen im 20. Jahrhundert, schreibt, dass es für die Kindertaufe (er nennt es Unmündigentaufe) keine exegetischen und sachlichen Anhaltspunkte in der Bibel gibt. In einem Gutachten für die Lutherische Landeskirche Württemberg kommt die Theologische Fakultät der Universität Tübingen um 1950 zu dem Schluss, dass für die Kindertaufe kein direkter stringenter Schriftbeweis zu erbringen ist.
Vielmehr geht die Bibeltheologie davon aus, dass ein gläubig gewordener Mensch zur Sichtbarmachung seines Glaubens die Taufe empfangen möchte (z. B. der Kämmerer von Äthiopien). Das Wort „taufen“ bedeutet im griechischen „untertauchen“ (das Wort wurde beim Färben von Kleidungsstücken benutzt). Im Römerbrief Kapitel 6 beschreibt der Apostel Paulus, dass in der Taufe sichtbar, erfahrbar und zugleich bezeugt wird, dass der gläubig gewordene Mensch mit Christus gestorben (untertauchen) und mit Christus auferstanden (auftauchen) ist. Das sündige Innere wurde im Wasser ersäuft, der neue Mensch aus dem Wasser heraus geboren.
Als unsere Familie vor einigen Jahren bei einem Taufgottesdienst dabei war, sagte die zuständige Pfarrerin zum Täufling und dessen Eltern, dass man mit der Taufe zu Gott gehört. Daraufhin fragte uns unser noch nicht getaufter Sohn: „Gehöre ich denn nicht zu Gott?“ Was hätten Sie Ihrem Kind darauf geantwortet? Und wie ist das Schriftwort von Jesus zu verstehen: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“? Nach dieser Aussage von Jesus steht im Übrigen, dass er die Kinder segnete.
Wir ließen alle vier unserer Kinder in der Luckauer Kirchengemeinde segnen. Das war uns wichtig als Zeichen, dass Gott Kinder besonders liebhat und als Zeichen der Verbundenheit mit unserer Kirchengemeinde. Die Taufe soll aber erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden nämlich dann, wenn die Kinder sie vom Grunde her verstehen und bejahen sowie diese selbst mit ihren Sinnen und ihrem Körper wahrnehmen können, damit dieses wichtige Sakrament für sie in bleibender Erinnerung bleibt.
Marco Bräunig, Luckau
Kreisjugendwart im Kirchenkreis Niederlausitz